Biografie


Pierre Pichler ist ein profunder Kenner der Partitur..., er ist sich auch der Verantwortung bewusst, ein Orchester zu leiten, und geht dabei mit großer
psychologischer Finesse vor. (Philippe Jordan)


Dieser berühmte Dirigent wusste genau, wovon er sprach, denn als sein musikalischer Assistent trug Pierre Pichler einen erheblichen Anteil an dessen Erfolgen, wie ihm Jordan auch in seinem Empfehlungsschreiben attestierte. 

Zusammen mit dem bedeutenden Maestro erarbeitete Pierre Pichler neben den drei letzten Bruckner-Symphonien, der symphonischen Dichtung "Ein Heldenleben" von Richard Strauss die vielumjubelte Gesamteinspielung der Symphonien Ludwig van Beethovens.
 

"Das ist, meine ich, nebst einer energetischen Achten eine der bedeutendsten Interpretationen der
Pastorale, die auf Tonträgern je erschienen ist",

schrieb etwa der Wiener Kritikerpapst Wilhelm Sinkovicz darüber in der Tageszeitung Die Presse.

Pierre Pichler entstammt einer traditionellen österreichischen Musikerfamilie. Es war sein Großvater, selbst Klarinettist und Kapellmeister, der in ihm den Wunsch erweckte, selbst einmal Dirigent und Klarinettist zu werden. So erhielt er im Alter von acht Jahren seinen ersten Klarinettenunterricht von seinem Großvater, mit zehn kam das für einen Dirigenten unabdingbare Klavier dazu. Obwohl er schon damals von seinem zukünftigen Beruf träumte, wollte er seine ersten musikalischen Erfahrungen zuerst innerhalb eines Orchesters sammeln, sah er doch schon frühzeitig das Wissen um das Zusammenspiel innerhalb eines Klangkörpers als Voraussetzung für das Dirigieren an.

Bereits als Fünfzehnjähriger wurde er in die Klasse des berühmten Solo-
Klarinettisten der Wiener Philharmoniker Peter Schmidl an die Musikuniversität in Wien aufgenommen, wo er sein Studium mit einstimmiger Auszeichnung abschloss. Neben seinen Auftritten als Solist und Kammermusiker (CD-Aufnahme The Art of Clarinet mit Peter Schmidl bei Naxos und Solo-CD SONUS bei Gramola) wurde er regelmäßig von bedeutenden Orchestern (Malaysian Philharmonic Orchestra, Staatskapelle Dresden, HR-Sinfonieorchester Frankfurt) als Solo-Klarinettist eingeladen. Fest engagiert war Pichler als Solo-Klarinettist an der Grazer Oper.

Als Siebzehnjähriger wurde Pichler in das Orchester der Wiener Staatsoper berufen, wo er bei zahlreichen Aufführungen und schon bald bei unzähligen Konzerten und Konzertreisen bei den Wiener Philharmonikern als Substitut mitwirkte. Unter der Stabführung von Sir Simon Rattle, Seiji Ozawa, Zubin Mehta, Mariss Jansons, Riccardo Muti, Nikolaus Harnoncourt, Pierre Boulez, Christian Thielemann, Giuseppe Sinopoli und Lorin Maazel konnte er so unmittelbar die große Kunst des Dirigierens beobachten.

Es war schließlich der leider viel zu früh verstorbene Dirigent Guiseppe Sinopoli, der ihn in seinem Wunsch bestärkte, selbst einmal zu dirigieren.
Er leitete das Internationale Orchesterinstitut der Wiener Philharmoniker, das im Großen Saal des Wiener Musikvereins konzertierte, als er Pierre Pichler schon bei den Proben zur Vierten von Brahms, wo er als Teenager die Solo-Klarinette spielte, zu sich rufen ließ und ihn aufgrund seines außerordentlichen musikalischen Talents und Charismas dringend ersuchte, die Kunst der Orchesterleitung zu studieren.

Inspiriert durch die Arbeit mit diesen großen Maestri erlernte er das Handwerk des Dirigierens in mehreren Meisterkursen bei Prof. Uros Lajovic, Schüler des legendären Hans Swarowsky und beim berühmten Dirigierpädagogen Jorma Panula. Ebenso ist Prof. Simeon Pironkoff ein enger pädagogischer Mentor von Pierre Pichler.

Von 2016 bis 2019 arbeitete Pichler als musikalischer Assistent von Philippe Jordan, der sein Vertrauen in ihn dahingehend unter Beweis stellte, dass er ihm bei den Proben die Leitung seines Orchesters (Wiener Symphoniker) anvertraute. Und dann kam Corona und später die Russland-Krise, die seine bereits erfolgte enge Zusammenarbeit mit dem zwar politisch umstrittenen, aber zweifellos großen Dirigenten Valery Gergiev vereitelte.

"Um ein Holzblasinstrument wie die Klarinette spielen zu können, benötigt man eine spezielle
Atemtechnik, die der eines Sängers sehr ähnlich ist. Dieses gemeinsame Atmen hat sich beim Dirigieren von Opern als sehr hilfreich erwiesen.(Pierre Pichler)

In den letzten Jahren wurden seine Verpflichtungen als Dirigent immer intensiver. Pierre Pichler leitete etwa eine Neueinstudierung von Mozarts Oper Die Zauberflöte und Le Nozze di Figaro an der Oper in Tirana. Er dirigierte das Galakonzert zu Mozarts Geburtstag im Ständetheater in Prag mit dem Orchester des Nationaltheaters Prag. 2021/22 wurde Pichler eingeladen, zahlreiche Konzerte in Kanada, Tschechien, Deutschland und Japan zu dirigieren. In der letzten Zeit intensivierte sich die
Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker, wie etwa mit dem Solo-Klarinettisten Wenzel Fuchs oder dem Hornisten Andrej Zust, den er bei mehreren Konzerten mit verschiedenen Orchestern mit Richard Strauss' 1. Hornkonzert begleitete.

Pierre Pichlers Interessenspektrum ist breit gestreut. So fördert er auch zeitgenössische Komponisten, deren Werke er in sein Repertoire aufnimmt. Auch für die Jüngsten unter den Zuhörern setzt er sich
leidenschaftlich ein, ist er doch der Meinung, dass man auch die Jugend behutsam an die Klassische Musik heranführen sollte, was im heutigen Schulsystem immer seltener geschieht. 

Aus diesem Grunde kreierte er im Jahre 2021 eine Konzertreihe für Kinder und Jugendliche mit seinem von ihm gegründeten Orchester Musica Iuvenum Wien, das auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der kleinen Zuhörer von 4-12 Jahren zugeschnitten ist. Sei es das Musikmärchen "Peter und der Wolf" von Sergei Prokofiev oder das Leben von W. A. Mozart, Ludwig v. Beethoven, Franz Schubert, Johannes Brahms
oder Gustav Mahler, eingebettet in eine Geschichte, die der Dirigent selbst moderiert.

Pierre Pichler ist ein sehr vielseitiger Konzert- und Opern-Dirigent. Sein Repertoire ist breit gefächert.
Es umfasst Werke der Wiener Klassik, der Romantik, natürlich auch die Musik der Strauß-Dynastie,
der Zweiten Wiener Schule, bis hin zur zeitgenössischen Musik.

Ich kann nur das Beste über Pierre Pichlers menschliche, musikalische und dirigentische Fähigkeiten
sagen und ihn wärmstens für anspruchsvollste Aufgaben empfehlen. (Philippe Jordan)